Die Vía Verde de Ojos Negros ist der längste zusammenhängende Bahntrassenradweg in Spanien. Die offizielle Kilometrierung beginnt bei den Minen von Ojos Negros in der Sierra Menera und endet am Hafen von Sagunto am Mittelmeer. Als Radweg ausgebaut ist inzwischen eine Strecke von etwa 165 km. In umgekehrter Richtung zur ehemaligen Bahnlinie beginnt die alte Kilometrierung des Radwegs am Autobahnparkplatz bei Torres-Torres/ Algimia nahe der Stadt Sagunto . Dort beginnt (oder endet) der ausgebaute Radweg nach Ojos Negros. Richtung Küste trennen den Radler noch etwa 15 km auf Nebenstraßen (Bahnhof Sagunt), etwa 23 km wären es am anderen Ende der Strecke noch auf der Trasse von Santa Eulalia bis zu den Minen von Ojos Negros, wenn die restliche Bahnstrecke ausgebaut wäre.
Die Vía Verde de Ojos Negros wird offiziell in zwei Teile unterteilt:
Der erste Abschnitt der ehemaligen Minenbahn “Ferrocarril minero de la Sierra Menera” gehört zum Gebiet von Valencia und führt von Torres-Torres/ Algimia, ca. 10 km nordwestlich von Sagunt, nach Barracas. Dort beginnt der 2. Teil der Strecke auf dem Gebiet von Aragón. Die 65 km lange erste Teilstrecke auf dem Gebiet von Valencia führt durch 9 Tunnel und über 23 Brücken oder Viadukte. Eine beachtliche Höhendifferenz von rund 800 m muss überwunden werden. Das Nebeneinander der noch existierenden Bahnlinie der RENFE und der ehemaligen Schmalspurbahn prägen den Charakter dieser Via Verde. In Barracas beginnt der 2.Teil des Radwegs, die Via Verde de Ojos Negros II. Dieser 100 Kilometer lange 2. Abschnitt bis Santa Eulalia führt durch 5 Tunnel und über 13 Viadukte. Der Ausbau der N-234 zur Autobahn A-23 (Autovía Mudéjar), der den Verlauf des Radwegs zeitweise stark beeinträchtigt hatte, ist inzwischen abgeschlossen. Damit sind die zerstörten Abschnitte wieder befahrbar.
Landschaftlich lassen sich für den Radler eher 3 Teile des Radwegs erkennen:
Im Bergland bei Teruel
1. Abschnitt - Von der Küste bei Valencia in die Berge
Anstieg vom Mittelmeer aus in die Berge auf rund 1000 m Höhe und durch die Hochebene bis nach Barracas (Ojos Negros I ). Dieser Abschnitt (65 km) ist geprägt durch eine atembaraubende Gebirgslandschaft mit vielen Tunneln und Brücken und endet in der kargen und rauhen Hochebene an der Grenze zwischen dem Gebiet von Valencia und Aragonien. Die Qualität des Weges ist im Abschnitt Algimia - Segorbe teilweise verbesserungsbedürftig.Streckenweise fehlt der Ashaltbelag oder ist durch Mitbenutzung von Autos beschädigt (siehe Bilderseiten).
2. Abschnitt - In den Bergen von Aragón
Der 2. Abschnitt bis Teruel führt durch 5 Tunnel und über 13 Viadukte. Der leichte Anstieg durch das Hochland zwischen Barracas nach Sarrion führt zur Passhöhe von Escandón. Dort beginnt die Abfahrt in die Ebene von Teruel auf dem neu ausgebauten Teilstück zwischen Puerto de Escandón und Teruel Los Baños (67 km).
3. Aus einer kargen Berglandschaft in die von Erosion geprägte Landschaft Zentralaragoniens fährt man über zahlreiche Brücken und durch Tunnel, umgeben von unglaublichen Farben und Formationen der von Wind und Wetter zerfurchten Landschaft. Die Ausbau ist (noch) von relativ guter Qualität. Splitt-Asphalt befestigt die Fahrbahn, die den heftigen Regengüssen in den Übergangszeiten sowie dem Schnee im Winter und großer Hitze im Sommer ausgesetzt ist. Bei Gewitter fließen Wassermassen durch die sonst trockenen Bachläufe und Furchen.
Im Land der großen Viadukte
3. Abschnitt - Durch die Hochebene zu den Minen von Ojos Negros
Zuletzt ausgebaut wurde der 3. Abschnitt (33 km) zwischen Teruel und dem kleinen Ort Santa Eulalia am Fuße der Sierra Menera im Tal des Rio Jiloca. Auf der landschaftlich monotonen Route durch die weite Ebene, verlangt die oft kerzengerader Strecke vom Radler Ausdauer und Motivation. Besonders bei Gegenwind zieht sich die Strecke endlos. Es gibt kaum Schutzmöglichkeiten am Radweg z.B. bei schlechtem Wetter, eventuell muss man in die naheliegenden Ortschaften ausweichen. Der Endpunkt am ehemaligen Bahnhof Santa Eulalia liegt weit außerhalb des Ortes. Der alte Bahnhof ist eine Ruine, in Santa Eulalia und in Cella gibt es einen aktiven Bahnhof der Strecke Saragossa - Teruel. Wenn die restlichen 23 km bis zu den Minen von Ojos Negros noch ausgebaut werden, kann man auf dieser Strecke wieder eine abwechslungsreiche Berglandschaft mit Tunneln und schönen Ausblicken erwarten Seit Jahren ist jedoch noch kein Weiterbau in Sicht (Sommer 2010), so dass nur die Fahrt auf der Landstraße bleibt.
An der Ruine des Bahnhofs Santa Eulalia der Minenbahn
Technische Daten der Vía Verde de Ojos Negros - Gesamtstrecke:
Beginn des Radwegs: Algimia de Alfarra (Sagunto/Valencia) - Ende des Radwegs (2018): Santa Eulalia (Teruel), weiterer Ausbau begonnen
Länge des Radwegs: 165 km, Höhendifferenz: Ausgangspunkt 1040 m ü.NN - Höchster Punkt 1160 m ü.NN - Endpunkt 190 m ü.NN
Beschilderung: Beschilderung (Stand 2010) als Vía Verde, nicht einheitlich, Kilometrierung im oberen Abschnitt entsprechend der alten Bahnlinie beginnend in Santa Eulalia (km 32) bis Algimia (ca. km 184 ?). Im unteren Abschnitt auch noch teilweise alte Kilometrierung (Kilometer Null am Parkplatz Algimia).
Oberfläche: Algimia-Segorbe: gemischt Asphalt/Splitt/Weg. Rest: Asphalt mit Splitt Bauwerke: 14 Tunnel (teilweise funktionierende Beleuchtung), 37 Brücken/Viadukte Schwierigkeitsgrad: leicht/mittel Eignung: alle Fahrräder, breitere Reifen empfehlenswert (Splitt!).
Anreise und öffentliche Verkehrsmittel (eigene Erfahrungen): Die Anfahrt/Rückfahrt mit der Bahn ist problematisch. Für den Fahrradtransport ist meist eine Reservierung erforderlich, es wird nur eine sehr begrenze Zahl von Fahrrädern zugelassen (Stand 2010). Vor Ort haben wir aber hilfsbereites Bahnpersonal erlebt: Auch ohne Voranmeldung wurden wir ahnungslosen Radler samt unserer Räder mehrmals im Zug mitgenommen, der Stationsvorsteher scheute kein Telefonat mit dem Zugpersonal um uns zu helfen. Verlassen kann man sich darauf jedoch nicht, und so kann es durchaus passieren, dass man bei der Ankunft am Zielort nicht mehr mit dem geplanten Zug zum Ausgangspunkt zurück kommt, wenn man das Fahrrad mitnehmen will. Es ist deshalb anzuraten, sich rechtzeitig um den Transport zu kümmern! Im Bereich der Nahverkehrszüge, z.B. Valencia - Sagunto, ist der Fahrradtransport möglich.
Eventuell existiert ein Busverkehr, Informationen hierüber liegen uns nicht vor. Bei Anreise mit dem Auto kann man zwar direkt am Startpunkt der Via Verde bei Torres-Torres parken, der Parkplatz liegt aber recht einsam und unbewacht. In den Orten, z.B. in Algimia, lässt sich auch ein Parkplatz finden, dort ist mehr Betrieb.
Übernachtung: Unterküfte gibt es in den größeren Orten. Auch hier gilt: Unbedingt vor Anreise Möglichkeiten abklären!
Regionalzug am Bahnhof Sarrión
Fazit und Empfehlungen: Die Vía Verde de Ojos Negros zählt sicher zu den schönsten Radwegen in Spanien und beeindruckt nicht zuletzt aufgrund ihrer Länge und die zahllosen Tunnel und Brücken. Die Anfahrt/Rückfahrt mit der Bahn ist problematisch und sollte im Voraus geplant werden. Die Strecke ist mit allen Fahrrädern befahrbar (außer sehr schmale Rennreifen) und fast vollständg asphaltiert, allerdings teils mit grobem Splittasphalt!. Die einzelnen Abschnitte des Radwegs gehen lückenlos ineinander über. Wer die gesamte Strecke fahren will sollte bedenken, dass das Klima in der Ebene von Sagunt/Valencia wesentlich milder ist als das Gebirgsklima in den Bergen von Teruél in über 1000 m Höhe. Die passende Bekleidung ist ein Muss. Verpflegung und Unterkunft gibt es nur in den Ortschaften, die meist abseits des Radwegs liegen und in einzelnen wenigen Gasthöfen und Hotels. Wer nur Teilabschnitte der Strecke fahren will, sollte z.B. die Strecke von Barracas aus bergab in Erwägung ziehen. In der Nähe der Ortschaften gibt es Bahnhöfe der RENFE (Valencia - Teruel). Empfehlenswert in der Gegenrichting ist die Strecke Sarrión - Puerto de Escandón - Teruel, ebenfalls mit Bahnanschluss (Reservierung für die Fahrräder erforderlich!). .
Lokomotive in Ojos Negros
Die Via Verde de Ojos Negros wurde auf einer Bahnstrecke gebaut, die die Minen von Ojos Negros, etwa 50 km nördlich von Teruél gelegen, mit dem Hafen von Sagunt (Puerto de Sagunto) am Mittelmeer verband. Diese Eisenbahnlinie, genannt “Ferrocarril minero da la Sierra Menera” (Bau von 1903-1907), wurde als Schmalspurtrasse parallel zu der bereits bestehenden Bahnstrecke der Compania del Ferrocarril Central de Aragón mit üblicher spanischer Breitspur gebaut, da der Minengesellschaft die Transportkosten für das Erz auf der “fremden” Strecke zu teuer waren. So wurde eine eigene Bahntrasse gebaut, 205 km lang, 20 (18) Tunnel und 22 teils gewaltige Viadukte oder Brücken sowie 3 Metallbrücken (unterschiedliche Angaben in den Quellen). Diese Viadukte und Brücken sind auch heute noch das markante Merkmal der heutigen Via Verde, ebenso wie das Nebeneinander der beiden Bahnlinien.
In den Minen von Ojos Negros arbeiteten zu Anfang des 20. Jahrhunderts um die 1000 Mineros, viele davon noch halbe Kinder. Unfälle waren an der Tagesordnung, der lange Arbeitstag in einer Höhe von 1400 m über dem Meer hatte seinen Preis. Das Eisenerz wurde im Tagebau ab 1903 abgebaut und nach England und die USA transportiert – so steht es auf einer Informationstafel am Eisenbahndenkmal. Die Mine wurde 1987 aufgegeben, obwohl noch ca. 110 Millionen Tonnen Erz dort liegen sollen.
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Seite zuletzt geändert am 11.06.2020