Von Viseu nach Santa Comba Dão
Die Stadt Viseu im Norden von Portugal, Zentrum mit knapp 100 000 Einwohnern, ist der Ausgangspunkt für diesen Radweg. Die ehemalige Bahnstrecke verband die bevölkerungsreiche Region (ca. 400 000 Einwohner) mit der Kleinstadt Santa Comba Dão (ca. 3300 Einwohner). Dort mündete die seit 1990 stillgelegte Nebenstrecke in die aktive Hauptstrecke Linha da Beira Alta. Fast 50 Bahnkilometer (49,3 km) wurden in einen Radweg umgewandelt, der zu Recht als eine der schönster Strecken Nordportugals gilt. Diese Ecopista verläuft bis auf einige kurze Umfahrungen vollständig auf der ehemaligen Trasse, unser GPS-Gerät zeigte am Ende des Radwegs am Bahnhof Santa Comba Dão eine Gesamtlänge von 49,8 km. Zwei Tunnel, ein großes Eisenviadukt und eine große Brücke über den Fluss Dão sind die eindrucksvollen Bauwerke im Verlauf der Strecke. Der Startpunkt in Viseu liegt in ca. 520 m Höhe im nördlichen, unteren Teil der Stadt, am Gelände des inzwischen abgerissenen Bahnhofsgebäudes. Dort befindet sich heute ein Kreisverkehr mit einem Springbrunnen (Fonte Cíbernética). Erhalten geblieben ist der Wasserbehälter für die Dampfloks. Er steht auf dem Grünstreifen mitten im Verkehr und erinnert an die Eisenbahnzeit von Viseu, das heute gänzlich vom Bahnverkehr abgeschnitten ist .
Viseu selbst liegt nicht am Río Dão, sondern an einem seiner Nebenflüsse, dem Rio Pavia. Vom Startpunkt am großen Parkplatz aus folgt der Radweg in südwestlicher Richtung dem Flusstal abwärts. Den tiefsten Punkt erreicht die Strecke an der Brücke über den Rio Dão nach etwa 45,5 Kilometern (105 m ü.NN).
Der Radweg ist durchgängig asphaltiert und in drei farblich gekennzeichnete Abschnitte unterteilt. Von Viseu aus der erste Abschnitt mit rot gestrichenem Asphalt beträgt etwa 19 km und reicht bis zum Tunnel von Parada. Der zweite, grün gekennzeichnete Abschnitt führt bis Kilometer 37,5. Zuletzt folgt der blaue Abschnitt. Hier erreicht der Radweg seinen Namensgeber, den Rio Dão. Nach Überquerung des Flusses (105 m ü.NN) steigt die Strecke noch einmal leicht an bis zum Ende des Radwegs nach 49,8 km an der Einmündung in die aktive Bahnstrecke am Bahnhof Santa Comba Dão (164,13 m ü.NN). Der eigentliche Ort Santa Comba liegt noch drei Straßenkilometer vom Bahnhof entfernt am Hang auf der anderen Flussseite.
Der Radweg überquert den Río Dão (km 44,3)
Die Bahnlinie wurde am 25.November 1890 eröffnet und war die erste Bahnlinie, die Viseu erreichte. Sie war auch die erste Bahnstrecke Portugals, die als Schmalspurstrecke in Meterspurbreite (1000 mm) errichtet wurde. Eine weitere Bahnstrecke, die Linha do Vouga, kam erst 1908 hinzu. Im Jahr 1972 wurde der Güterverkehr eingestellt, 1990 folgte die komplette Stilllegung auch für den Personenverkehr. Auch die zweite Bahnstrecke von Viseu, die Linha do Vouga nach Sernada do Vouga, ist seit 1990 stillgelegt und wurde inzwischen teilweise ebenfalls zu einem Bahntrassenradweg ausgebaut. So bleibt Viseu bis heute vom Bahnverkehr abgeschnitten.
Am 21.04.2007 wurde der erste Radwegabschnitt Viseu - Figueiró fertiggestellt, am 1. Juli 2011 der zweite Teil bis nach Santa Comba Dão.
Die Lokomotiven der Anfangszeit stammten aus der deutschen Maschinenfabrik Esslingen und sind heute im Eisenbahnmuseum in Macinhata do Vouga im noch aktiven Bahnabschnitt bei Sernada do Vouga zu besichtigen.
Die großen Bauwerke der Strecke: Túnel de Figueiró (Länge 44 m) - Metallviadukt Ponte de Mosteirinho (Länge 184 m) über den Rio/Ribeira de Asnes - Túnel de Parada (beleuchtet, Länge 183 m) - Ponte de Tinhela über den Rio Dinha - Ponte de Treixedo über den Rio Dão
Die Stadt Viseu, hoch auf einem Hügel gelegen, eignet sich gut als Ausgangspunkt für eine Erkundung der Region. Die sehenswerte Altstadt ist mit einer Standseilbahn erreichbar (Betriebszeiten erfragen!). Trotz der fast 100.000 Einwohner ist der Stadtkern überschaubar.
Die mächtige Kathedrale (Sé de Viseu) überragt die Altstadt.
Die Oberstadt ist auch mit der Standseilbahn erreichbar. Das Denkmal am Platz Dom Duarte.
Die Ecopista beginnt am Kreisverkehr am ehemaligen Bahnhofsgelände in der Nähe des alten Wasserbehälters und etwa 250 m nördlich der Brücke über den Rio Pavia. In westlicher Richtung durch den Grüngürtel verlässt der Radweg die Stadt.
Durch ein Wäldchen und einen ersten felsigen Einschnitt geht es sanft bergab.
Leider tauchen schon bald die ersten hölzernen Hindernisse auf, denen wir nun öfters begegnen werden.
Straßenquerung mit "Vorfahrt achten" für den Querverkehr am Haltepunkt Vildemoinhos.
Die Trasse durchschneidet steile Felswände, dann erreicht man den Bahnhof Tondelinha
Wer noch Kräfte hat, kann die Kraftmaschinen benutzen.
Weiter durch felsige Einschnitte, umrahmt von einem gelben Blütenmeer. Kilometer 3,5 der Strecke.
Die Ruine des Streckenpostens an der niveaugleichen Straßenkreuzung "Ponte Mourisca". Eine lange Gerade bei km 5.
Nach einer langgezogenen Kurve erreicht man den Haltepunkt (=Apeadero) Travassós de Orgens (Kilometer 5,4)
Durch eine Unterführung geht es auf die andere Seite der Autobahn A24 . Eine kurze Umfahrung der in diesem Abschnitt zerstörten Bahntrasse bringt die Radler zum Bahnhof Figueiró. Die alten Gebäude wurden hübsch restauriert (Bar/Gaststätte).
Kurz nach Kilometer 8 taucht der kurze Túnel de Figueiró (Länge 44 m) vor uns auf.
Der Radweg begleitet die Nationalstraße 337. Am Ende dieses tiefen Felseneinschnitts erkennt man schon ein Brückengeländer.
Das Viadukt von Mosteirinho (Länge 184 m) über den Rio/Ribeira de Asnes, einem Zufluss des Rio Pavia.
Auf der anderen Seite befindet sich das erhalten gebliebene Häuschen des Haltepunktes Mosteirinho. Durch ein schattiges Wäldchen erreicht man den Ortsrand von Torredeita.
Niveaugleiche Überquerung der N337, dann unter einer Brücke durch wieder auf die andere Straßenseite: Der Bahnhof von Torredeita ist schon in Sichtweite.
Ein stählernes Dampfross bewacht das Gebäude.
Hier hat Feuer ein Stück Wald zerstört......und hier war es der Bau der Autobahn A25, der die Trasse unterbrochen hat: Eine kurze Umfahrung führt über die Brücke auf die andere Seite.
Wieder auf der Bahntrasse geht es nach Farminhão .
Der alte Bahnhof wurde restauriert.
Ein flacher Anstieg führt hinauf zum Tunnel von Parada (beleuchtet, Länge 183 m), Kilometer 18.
Die Schnellstraße IP3/N2 überquert die Trasse, die hier wieder in einem tiefen Einschnitt verläuft. Dann fährt man ins Bahnhofsgelände von Parada de Gonta ein. Das Bahnhofsgebäude ist restauriert und bewirtschaftet.
Durch Korkeichenwälder geht die Fahrt stetig bergab. Die Landschaft ist eher einsam, viele Radler haben wir hier nicht getroffen.
Der nächste Bahnhof ist Sabugosa. Hier hat man in den Radweg investiert: Beleuchtung in Solartechnik und neue Wegweisung. Die Enfernung zum nächsten Bahnhof in beide Richtungen ist angezeigt: noch 6,3 km zum Bahnhof Tondela.
Das romanische Kirchlein Igreja Velha de Canas de Santa Maria aus dem 14. Jahrhundert macht einen vergessenen Eindruck, ebenso die Ruine eines stattlichen Backsteingebäudes (Kilometer 25,5), vielleicht einmal der Bahnhof von Santa Ovaia de Baixo (?).
Weiter zum Bahnhof Tondela: Ein rostiger Wasserbehälter erinnert an die Zeit der Dampflokomotiven, die diese Strecke befuhren. Das Bahnhofsgebäude dient als Bürgerhaus.
Vom folgenden Haltepunkt Naia ist nichts mehr zu erkennen, auf einer großen Metallgitterbrücke (Ponte de Tinhela) überquert man das Tal des Rio Dinha. Auch der Haltepunkt Porto da Lage ist verschwunden, aber das Häuschen des Bahnwärters bei Bahnkilometer 15,6 ist als Ruine übriggeblieben (etwa Kilometer 33 des Radwegs).
Die Gebäude des Bahnhofs Tonda (Kilometer 34,5 der Ecopista) stehen einsam in der Berglandschaft oberhalb des Dinha-Tales. Man fährt durch einen grünen Tunnel Richtung Nagosela.
Bei Kilometer 37,5 wechselt der Asphalt die Farbe von grün zu blau (Blick zurück). Das Tal des Rio Dão ist erreicht.
Ausblicke auf den Fluss
Der Bahnhof von Treixedo ist nur noch eine Ruine. Jetzt muss der Dão überquert werden.
Nach der Brücke steigt die Trasse dann leicht an, hinauf Richtung Santa Comba Dão .
Endpunkt an der aktiven Bahnstrecke, der Linha da Beira Alta.
Über eine buckelige Piste folgt man den Wegweisern zum Bahnhof.
Der Bahnhof liegt außerhalb, zum Ort Santa Comba auf der anderen Flussseite muss man hinab ins Tal und hinauf in den Ortskern!
Auf der Rückfahrt nach Viseu - durch ein gelbes Blütenmeer - begleitet uns, noch etwas zaghaft, die Sonne.
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Seite zuletzt geändert am 14.06.2020