Ciclovia Alpe-Adria (Teilstrecke) - Pontebbana Radweg: Von Resiutta nach Tarvisio
Im Nordosten Italiens, im Dreiländereck zwischen Österreich, Italien und Slowenien, findet man einen der schönsten Bahntrassenradwege Italiens: den neuen Radweg auf der alten "Pontebbana" - Eisenbahnstrecke. Mit Mitteln der EU wurde auf der stillgelegten Bahnstrecke von Tarvisio nach Resiutta ein 47 Kilometer langer Radweg angelegt, der am Fella-Fluss entlang (Kanaltal / Valcanale) durch die Berge von Friaul-Julisch Venetien führt. Besonders der Abschnitt zwischen Resiutta und Pietragliata ist gespickt mit Tunneln und Brücken, die Ausblicke in das Flusstal oder die umgebenden Berge ist atemberaubend. Die Strecke ist sehr gut ausgebaut und asphaltiert, auch wenn einige kürzere Umfahrungen notwendig wurden. 35 der 50 Kilometer fährt man auf der Bahntrasse und überwindet die knapp 500 Höhenmeter ohne große Mühe. Nur die Umfahrungsstrecken bieten einige kurze Steigungen/Gefälle. Die Strecke ist sehr gut beschildert, man kann sich kaum verfahren.
Seit unserer Erstbefahrung hat sich vieles an der Strecke verändert. Nach anfänglichen Sperrungen sind im Herbst 2015 die durch Baumaßnahmen gesperrten Umfahrungen verschwunden und einige neu ausgebaute Abschnitte auf der alten Trasse wurden fertiggestellt. Umfahrungen durch nicht ausgebaute Abschnitte (Tunnel, Viadukt) gibt es noch südlich von Pietratagliata (Treppe!) und südlich von Pontebba bis ins Ortszentrum. Hier muss man die Straße benutzen (Wegweiser).
Da die neue Bahnstrecke parallel zur alten Trasse verläuft, ist der Zugang zum Radweg an den jetzigen Bahnhöfen möglich. Auch eine Rückfahrt mit der Bahn lässt sich so organisieren. Am Start- und Zielpunkt gibt es gute Parkmöglichkeiten für den PKW.
Allerdings verkehren die Züge mit Fahrradtransport nur recht spärlich, man muss sich auf Wartezeiten einrichten. In den von der Österreichischen Bahn (ÖBB) betriebenen Zügen gab es im Spätsommer 2015 einen eigenen Fahrrad-/Gepäckwagen, den man mit Fahrradkarte ohne Anmeldung nutzen konnte.
Aus südlicher Richtung ist Carnia (Bahnhof) der nächste Anreisepunkt zum Anfang des Ausbaus auf der Bahntrasse in Resiutta. Wer die Staatsstraße SS13 meiden will und einen holprigen Feldweg nicht scheut, kann abseits des Verkehrs auf der rechten (nördlichen) Seite des Fella-Flusses über Moggio Udinese nach Resiutta fahren. Die Strecke ist nicht beschildert und mit 11,8 km gegenüber 8,4 km nicht unwesentlich länger..
Nachtrag: Inzwischen sind einige Jahre vergangen, und wir erhalten immer wieder Informationen über den jetzigen Zustand der Strecke und den weiteren Ausbau. Im Herbst 2019 waren offenbar alle Baustellen beseitigt und in südöstlicher Richtung führt der Radweg auf der Trasse nun von Resiutta aus mindestens noch 3 km weiter Richtung Venzone.
Die Bahnstrecke Udine–Tarvisio, deutsch Pontafelbahn, italienisch Pontebbana, wurde am 30. Oktober 1879 eröffnet. Die Strecke verläuft durch die durch Erdbeben gefährdete Region Friaul-Julisch Venetien nach den starken Erdbeben in den Jahren 1976 und 1978 wurde eine Neubaustrecke geplant, die einer anderen Trasse folgte und die im Oktober 2000 fertig wurde. Somit war die alte Trasse stillgelegt und stand für den Radweg zu Verfügung. Aufgrund der geographischen Bedingungen hatte die alte Bahnstrecke viele Bauwerke wie Brücken, Viadukte und Tunnel zu bieten, die meist in den Radweg eingebunden wurden.
Seit 2005 sind Teile des Radwegs freigegeben, einer weiterer Abschnitt folgte 2012. Aber auch danach war die Radwegegestaltung nicht abgeschlossen, z.B der Weiterbau auf der stillgelegten Trasse südlich von Resiutta. Die Tunnel im Grenzbereich zu Österreich waren bei unserer letzten Befahrung 2015, wahrscheinlich wegender dazu erforderlichen aufwändigen Sanierungsmaßnahmen nicht in den Radweg integriert. Die "Pontebbana-Strecke" ist Teil des Alpe-Adria Radwegs (Ciclovia Alpe Adria -CAAR) von Salzburg nach Grado.
Mit dem Zug erreicht man Carnia. Von hier aus nach Resiutta zum Beginn des Radwegs auf der alten Pontebbana sind es auf der SS 13 mit reichlich Verkehr gut 8 km, auf der holprigen Nebenstrecke (nicht asphaltiert) fast 12 km. In Carnia gibt es ein Hotel und Restaurant. Vom Bahnhof aus in nördlicher Richtung, dann links ab und kerzengerade über die breite Brücke über die Fella. Blick zurück über das breite Flussbett, hier liegen noch alte Bahngleise.
Inzwischen ist der Radweg weiter Richtung Südosten verlängert, so dass auch andere Startpunkte/Bahnhöfe in Frage kommen, z.B. Venzone. Der folgende kurze Abschnitt nach Resiutta wurde somit durch den Neuausbau der Bahntrasse ersetzt.
Auf der anderen Flussseite unterquert man zunächst die Alpe-Adria-Autobahn A23, dann die SS13. Danach geht es rechts ab auf den Weg leicht aufwärts am Fluss entlang. Die neue Pontebba-Bahnstrecke (Pontafelbahn) überkreuzt den Radweg und verschwindet in einem fast 5,6 km langen Tunnel, aber auch die Radler haben einige (allerdings viel kürzere) Tunnel vor sich.
Am Hang entlang, über eine Flussbrücke und durch den Ort Campiolo führt die Route zur Fella-Brücke am südlichen Ortsrand von Moggio Udinese.
Über die Brücke, dann ein kurzes Stück auf dem Seitenstreifen bis zum Abzweig nach Resiutta. Hier tangiert man bereits den nicht ausgebauten Abschnitt der alten Pontebbana, die sich in Tunneln und Galerien rechts neben der Straße im Gehölz versteckt. Die Bahntrasse kreuzt auf die linke Seite, am Ortseingang erreicht man den verlassenen Bahnhof von Resiutta.
Hier, am alten Bahnhof von Resiutta, ca. 3 Kilometer östlich von Moggio Udinese, beginnt die Fahrt auf dem asphaltierten Bahntrassenradweg. Der Bahnhof ist in einem desolaten Zustand, die Gegend verlassen. Parken für PKW ist auch im Ort (z.B. am Gemeindehaus) möglich. Inzwischen ist der Ausbau des Radwegs Richtung Moggio Udinese vorangekommen.
Hoffentlich bald besser: Ende des Radwegs im Nichts. Wir fahren los, in östlicher Richtung auf die Berge zu.
Die erste wuchtige Eisenbrücke (60 m) führt über den Resia-Bach (Pfostensperre), der hier in die Fella mündet. Am Ortsende von Resiutta wird die Ortsstraße überquert.
Schon nach kurzer Fahrt leicht bergauf geht es durch den ersten beleuchteten Tunnel. Die alte Kilometrierung ist noch gut erhalten: km 51
Auch an Rastplätze hat man gedacht, allerdings ohne Regenschutz - aber es folgen ja einige Tunnel, hier schon der nächste!
Ponteperaria, 229,35 m lang steht auf der Tafel über dem Portal. Direkt nach dem Tunnelausgang geht es auf ein riesiges Viadukt über die Fella.
173 m lang ist diese Eisenkonstruktion über den Gebirgsfluss.
Dies war wohl ein Streckenwärterhaus (km 52,662), heute leider nur noch eine Ruine. Und schon folgt der nächste Tunnel.
Weiß gestrichen, beleuchtet: in einer leichten Linkskurve geht es durch den Berg. Es gibt auch sehr kurze Röhren!
Die folgende hat immerhin 23 m Länge. Es geht so weiter, eine tolle Strecke für Radler!
Die Flanken der Trasse in diesem engen Tal sind stark befestigt. Die Autostrada Alpe-Adria überquert den Radweg.
Die Relikte der Bahnstrecke begleiten uns.
Für die Beleuchtung der Tunnel hat man moderne Solar-Technik eingesetzt. Das Bahnhofsgelände von Chiusaforte ist erreicht.
Der Bahnhof Chiusaforte wurde zum Bistro umgebaut, und viele Radler nutzen das schöne Eisenbahnambiente zu einer Rast. Es geht weiter - noch ein Blick zurück zum Bahnhof....
....und zu dem alten Streckenhäuschen, dann kommt voraus eine mächtige Eisenbrücke in Sicht.
Die alte Trasse mit dem Radweg überquert die SS13 und die Fella.
Die Trasse ist nach umfangreichen Bauarbeiten wieder befahrbar. Auf der eisernen Fellabrücke überquert man die Straße und den Fluss. 163 m lang ist das alte Bauwerk und mit einem schönen Geländer und Gitterboden versehen.
Auch der nächste Tunnel ist schon in Sichtweite. Dieser Abschnitt zählt zu den beeindruckendsten der gesamten Strecke.
Verschachtelte Brücken....und eine lange Gallerie.
Dazwischen Ausblicke auf eine wilde Berglandschaft, hier mit einem Wasserfall. Die Strecke ist ein Hochgenuss.
Ein alter Kilometerstein steht wackelig am Brückenrand, und die Ruinen der Streckenhäuser verschwinden langsam hinter der üppigen Vegetation.
Ein Tunnel folgt dem nächsten, während sich die Trasse unmerklich immer höher über das Flusstal hinaufarbeitet. An den Portalen kann man die Namen und Länge der Bauwerke ablesen.
Als Beleuchtung wurden LED-Lampen installiert. Der Blick fällt tief hinab ins Tal des Fella-Flusses auf den Ort Dogna.
Der Ort scheint von der Schnellstraße (SS 13) umschlungen. Wir passieren die Ruine des Bahnhofs von Dogna.
Die Brücke über den Dogna-Bach ist 230 m lang und ziemlich neu. Rechter Hand erkennt man die Widerlager der alten Brücke.
Ein gewaltiges Bergmassiv türmt sich am Ende des Seitentales auf. Dann erreicht man die Abzweigung hinab nach Dogna, 27 % Steigung sind hier zu bewältigen!
Nach Pontebba sind es noch 7,5 km. Die Inschrift an dem alten Gebäude kann man gerade noch entziffern: Das war wohl der alte Bahnhof von Dogna!
Weiter stetig bergauf führt uns ein fantastischer Radweg auf der alten Bahntrasse. Die Relikte der Eisenbahnstrecke sind allgegenwärtig.
Richtung Pontebba erwarten uns noch zahlreiche Brücken und Tunnel, die den baulichen Aufwand der Bahnstrecke in diesem Gebirgstal verdeutlichen.
Immer weiter talaufwärts führt uns die alte Bahntrasse, auf der anderen Flussseite verläuft die Autobahn A23. Und wieder kreuzen sich die Wege.
Die Bergseite der Strecke ist stark befestigt, das Tal wird enger.
Zahlreiche Tunnel erwarten den Radler. Direkt hinter einer Tunnelausfahrt wird die Fella überquert: "Ponte di Muro", 73 m lang.
Und schon geht es durch den nächsten Tunnel, 365,64 (!) m lang.
Rastplatz an der Ruine eines Streckenhäuschens. Das Innere des nächsten Tunnels ist weiß gestrichen. Es folgt eine Umfahrung:
Die beiden folgenden Tunnel sind nicht ausgebaut. Der Radweg verlässt die Bahntrasse, eine Treppe (!) führt hinab auf die Straße.
Auf der anderen Seite der Tunnel liegen noch die Schienen. Kilometer 65+133 steht auf dem Schild am Haus Nr. 71
Auch die folgende Brücke ist nicht ausgebaut. Wir fahren auf der Straße nach Pietratagliata. Durch einen engen Durchlass geht es wieder hinauf auf die Bahntrasse.
Schon sind wir am alten Bahnhof von Pietratagliata vorbei.
Die Fahrbahn im folgenden Abschnitt vor der Galerie ist schon in die Jahre gekommen, es gibt einige Verwerfungen durch Wurzeln (vorsichtig fahren!)
Eine lange Gallerie bringt uns zum nächsten Tunnel.
Der 659,2 m lange Tunnel von San Rocco ist nicht passierbar, ein eiskalter Hauch strömt aus dem Portal. Über eine sehr steile Rampe geht es hinab, am Friedhof vorbei nach Pontebba.
Durch den Ort muss man auf der Straße fahren. An der Brücke über den Fluss mitten im Ort stehen die alten Myriametersteine (10 km-Steine) der Grenze zwischen Italien und Österreich (bis 1918).
Das nun recht breite Tal der Fella biegt Richtung Osten ab. Wir folgen der Beschilderung einen kleinen Anstieg hinauf (Blick zurück auf Pontebba), an einer Kirche vorbei und über die Bahnlinie zum östlichen Ortsausgang. Das Tal ist hier stark von Straßenbrücken überbaut.
Unterhalb der Autobahn fährt man neben der alten Bahntrasse her, die hier noch nicht ausgebaut ist.
Am alten Bahnhof von Laglesie san Leopoldo beginnt wieder der Radweg auf der Trasse.
Hier gibt es reichlich Auffahrsperren.
Etwa die Hälfte der Strecke (25 km) liegt nun hinter uns. Der alte Bahnhof vom Laglesie San Leopoldo liegt 602,580 m über dem Meeresspiegel.
Das Haus des Streckenpostens ist nur noch eine Ruine. Der Radweg befindet sich nun fast auf dem Niveau des Flusses.
Durch eine mächtige Mauer geht es in den nächsten kurzen Tunnel und vorbei an der Ruine eines Streckenhäuschens (km 73 der Bahnstrecke).
An den befestigten Felswänden vorbei gewinnt der Radweg fast unmerklich weiter an Höhe. Das breite Flussbett wird auf einer langen Brücke überquert.
Bei Bahnkilometer 75,926 erreichen wir Bagni di Lusnizza. Auch dieser Bahnhof ist verlassen.
Die Tafel unter dem schönen Holzgiebel ist noch gut erhalten. Etwa 1,3 km nach dem Bahnhof Richtung Tarvisio beginnt ein neu ausgebauter Abschnitt auf der Trasse, die ehemalige Umleitung ist entfallen. Knapp 2,5 km ist dieses Stück Radweg, ein Gewinn für die Gesamtstrecke!
Auf der neuen Asphaltfahrbahn gleitet man durch die Waldlandschaft. Ein 243m langer Tunnel wurde ausgebaut und erhielt eine Beleuchtung.
Ein weiterer Tunnel erwartet uns bei Malborghetto.
Zwischen Bahnsteigkante und Autobahn geht es weiter auf der Trasse Richtung Tarvisio.
Kerzengerade durch das Hochtal: Der Bahnhof von Ugovizza kommt in Sichtweite.
Der Bahnhof ist bewirtschaftet, das Gelände wurde ansprechend gestaltet, mit Biergarten und Kinderspielplatz.
Etwa 500 m weiter beginnt ein neuer Ausbauabschnitt, der im Spätsommer 2015 gerade fertig geworden ist. Richtung Valbruna geht es unter der neuen Bahnstrecke hindurch.
Blick zurück zum Haltepunkt Ugovizza/Valbruna der aktuellen Bahnstrecke. Über die hier noch schmale Fella braucht man nur eine kleine Brücke.
Reichlich neue Sperren, aber wenigstens rund und mit weitem Abstand. Nach dem alten Bahnhof Valbruna Lussari endet der Neuausbau, ab hier war der Radweg bereits ausgebaut.
Auf der andere Straßenseite befinden sich ein überdachter Rastplatz und eine Infotafel. Nach etwa 1,6 km erreicht man den Scheitelpunkt der Strecke kurz vor der Unterquerung der A23. Das GPS-Gerät meldet 824 m ü.NN. Noch einen Kilometer weiter, an der nächsten Unterquerung, steht eine "Radlerzählmaschine", diesmal offensichtlich außer Betrieb (?). Die Drängelgitter sind für jedes Auto leicht zu umfahren.
Die nächste Station ist Camporosso in Valcanale. Die Schrift am Bahnhof ist gerade noch lesbar.
Nun kann man die Fahrt abwärts nach Tarvisio genießen - durch Wiesen und vorbei an den Felswänden.
Am Ortseingang überquert man eine neue Brücke. Vorsicht an den Pfostensperren!
Blick auf die Kirche von Tarvisio (Tarvis). Die Wurzeln der Stadt reichen bis in die Römerzeit zurück. Der ehemalige Stadbahnhof Tarvisio Cittá liegt etwas südöstlich der Altstadt.
Unter der alten Signalbrücke durch erreicht man einen Rastplatz, an dem die Route nach Slowenien abzweigt (Bahntrassenradweg Tarvisio - Kranjska Gora - Mojstrana :"Kronprinz Rudolf-Bahn"). Wer zum Bahnhof Tarvisio Bosco Verde (aktuelle Eisenbahnstrecke) möchte, muss hier abbiegen.
Gute Beschilderung am Rastplatz.
Der Alpe-Adria-Radweg führt geradeaus weiter zum verlassenen Bahnhofsgelände von Tarvisio Centrale. Das große Bahnhofsgelände des früheren Grenzbahnhofes ist verwaist und leer. Heute hat der Bahnhof Tarvisio Boscoverde an der neuen Bahnstrecke seine Funktion übernommen.
Nach ein paar hundert Metern ist das Ende des Ausbaues auf der Bahntrasse erreicht. Der Tunnel Richtung Österreich ist nicht befahrbar, der Alpe-Adria-Radweg führt über den Pass von Coccau.
Das große Eisenbahn-Viadukt an der östlichen Tunnelausfahrt der SS13 bei Coccau erreicht man über eine Nebenstraße, die den Tunnel mit einer großen Schleife umgeht. Der Radler steht dort unvermittelt vor einer Betonsperre an der Staatsstraße - die Umleitung führt den Berg hinauf ......
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