Von Murcia nach Caravaca de la Cruz
Der Radweg nordwestlich von Murcia: Die Hauptstadt der gleichnamigen autonomen Region Murcia liegt am Río Segura und gehört zu den wärmsten und regenärmsten Regionen Spaniens. Durch die bereits von den Mauren eingeführte Bewässerung und den dadurch möglichen intensiven Anbau von Obst und Gemüse ist die Stadt zu einem lebhaften Wirtschaftszentrum aufgestiegen, und sie verfügt über eine aufstrebende Universität. Touristisch ist die Region eher weniger frequentiert, oft nur von Tagesgästen, die aus der Küstenregion um das Mar Menor zu Besuch kommen. Dort, an der großen Salzwasserlagune, liegt auch der internationale Flughafen Aeropuerto de Murcia-San Javier. Als Besucher der Stadt sollte man sich Zeit lassen, die Altstadt mit den historischen Gebäuden zu besuchen und und den riesigen Gummibaum an der Plaza Santo Domingo zu bewundern. Ein Erlebnis ist der Aufstieg auf den Glockenturm der Kathedrale (keine Treppen, sondern eine schiefe Ebene!). Der Blick von dort oben reicht über die Stadt und den Fluss, bis hin zu den Bergen, die die Bahnlinie nach Caravaca de la Cruz durchquert.
Die Via Verde del Noroeste (Nordwesten) eröffnet dem Radler den Zugang zu einer kargen Landschaft im Südosten Spaniens. Die Bezeichnung „Badlands“ für die von Erosion zerfurchte Landschaft mit ihren gipshaltigen Böden ist durchaus angemessen, denn hier wächst kaum eine größere Pflanze. Weiter westlich, wo die Böden künstlich bewässert werden, findet man dagegen eine intensive landwirtschaftliche Nutzung und Anbau von Obst und Weintrauben. Noch weiter hinauf ins Bergland durchquert der Weg ausgedehnte Pinienwälder.
Nach der Fertigstellung des Abschnitts zwischen Murcia und Baños de Mula beginnt der Radweg heute am Universitätsgelände Espinardo am nordwestlichen Stadtrand. Die Zufahrt vom Zentrum aus ist sowohl teilweise auf Radwegen als auch mit der Straßenbahn (Tranvia) möglich. Die Entfernung vom "Kreisverkehr" (Plaza Circular) beträgt ca. 7 km (grobe Richtung: Avenida Juan Carlos I stadtauswärts). Der Startpunkt der Vía Verde liegt in ca. 90 m Höhe über NN , die Länge der Strecke beträgt 79,3 km. Der tiefste Punkt in der Ebene des Río Segura liegt auf rund 60 m üNN, der Scheitelpunkt bei Bullas in 670 m Höhe. Somit ist auf dem knapp 80 km langen Weg ein Höhenunterschied von 610 m zu überwinden, allerdings ist die Steigung bahntrassentypisch nur gering. Nach Wegfall der Umfahrung bei Mula sind, außer der kurzen Umfahrung in Campos del Rio, keine langen und steilen Anstiege mehr zu befürchten. Der Radweg ist nicht durchgängig asphaltiert und einige Abschnitte benötigen dringend eine Nachbesserung der Fahrbahn. Im großen und ganzen ist die Strecke für alle Fahrräder geeignet (außer sehr schmalen Rennradreifen), allerdings ist die Gesamtstrecke mit fast 80 km doch recht lang und der Fahrradtransport mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Autobus) nur eingeschränkt möglich. Zwischen Caravaca und Murcia (Stadt) verkehrt ein Linienbus, der auch die Orte Cehegín und Bullas anfährt. Fahrradmitnahme ist offiziell ohne Verpackung nicht möglich, uns hat der freundliche Fahrer dennoch samt unserer Räder mitgenommen- die Fahrräder im Kofferraum: Cadena arriba! (Die Kette nach oben, wegen der Verschmutzung!) Also bei Bedarf ruhig nachfragen!
Außer der enorm unterschiedlichen und abwechslungsreichen Landschaft hat der Radweg einiges an Bauwerken zu bieten. Wegen der schwierigen geographischen Bedingungen war zum Bau der Bahnstrecke ein enormer Aufwand erforderlich: 16 Brücken, 9 Viadukte, 6 Tunnel, 12 Bahnhöfe und 3 Haltepunkte (ohne Gewähr). Die meisten dieser Bauwerke sind erhalten und wurden in den Radweg einbezogen. Einige Bahnhöfe, hübsche Gebäude im Mudejar- Stil, wurden inzwischen renoviert und dienen als Unterkunft oder Gaststätte.
Die ehemalige Bahnlinie zwischen Die ehemalige Bahnlinie zwischen Murcia und Caravaca de la Cruz wurde erst 1931 mit staatlichen Mitteln gebaut. Sie wurde von der staatlichen RENFE betrieben und nahm ihren Ursprung am Bahnhof Murcia Zaraiche, der als renoviertes Gebäude an der Plaza Circular zu finden ist. Wer die Straßenbahn benutzt, die die Universität mit dem Stadtzentrum verbindet, umrundet diesen Platz und passiert das schöne alte Gebäude, das in den 1920er Jahren im sogenannten Mudejar Stil erbaut wurde und das heute den Wasserwerken als Firmensitz dient. Wie so oft setzte der aufkommende Straßenverkehr der Bahnlinie eine Ende. Sie wurde wegen des unrentablen Betriebes 1971 stillgelegt. Die Gleise zwischen Caravaca und Alguazas wurden noch im gleichen Jahr abgebaut, danach verkehrten aber noch Güterzüge zwischen Alguazas und dem Stadteil Murcia-Espinardo. 1978 wurde der Zugverkehr endgültig eingestellt.
Am Kreisel der Umgehungsstraße C-415 in Mula steht eine (unechte) Lok .
Murcia: "Sardine" im Río Segura
.
Anfahrt mit der Tranvía de Murcia zum Uni-Gelände Espinardo. Die Räder können (falls Platz vorhanden) in der Bahn mitgenommen werden (ohne Gewähr!). Hier beginnt der Radweg auf der Bahntrasse.
Eine Infotafel steht am Startpunkt. Nach Baños de Mula sind es knapp 30 km (erster und neuester Abschnitt des Radwegs)
Die Fahrbahn ist hier halbseitig asphaltiert. Durch tiefe Einschnitte geht die Fahrt, ca. 1,3 km noch leicht bergauf.
Brücken überspannen die Fahrbahn im Stadtbereich. Nach der Kuppe am Stadtrand ein kleiner Rastplatz.
Es geht hinab in die Ebene zum Fluss. Ein Signal der Eisenbahn ist erhalten geblieben.
Steile Felswände, wie mit dem Messer abgeschnitten, begrenzen die Fahrbahn. Der erste Tunnel taucht auf.
Ohne Beleuchtung, aber relativ kurz (201 m) und kerzengerade. Dann erreicht man den Bahnhof von La Ribera de Molina.
Das Gebäude, im Mudejar Stil, wie die übrigen Bahnhöfe, ist eine Ruine. Im Lagerschuppen befindet sich eine Bar.
Weiter zwischen Straße und Felshang entlang. Durch Torrealta geht es nach Molina de Segura, ein wenig attraktiver Abschnitt.
Am Bahnwärterhäuschen in Molina de Segura überquert man die Straße. Der folgende Abschnitt führt vorbei an Hochhäusern und Industriebetrieben - landschaftlich nicht gerade ein Genuss.
Auch direkt neben der vielbefahrenen Straße ist es nicht schöner, aber wenigstens gibt es einen Radweg. Im Bahnhof von Molina hat sich das Rote Kreuz eingerichtet.
Weiter auf der Trasse nun abseits der Hauptstraße geht es Richtung Río Segura. "Möge die Neugier (Wissbegierde) größer sein als die Angst", steht (auf spanisch) an der Mauer - also weiter geht`s!
Die Neugier hat sich gelohnt, es folgt eine schöne Metallbrücke über den Fluss Segura. Zu dieser Jahreszeit nur wenig Wasser - aber im Dezember 2016 gab es in der Region Murcia schwere Überschwemmungen.
In Alguazas mündet die ehemalige Bahnstrecke in die aktive Strecke ein. Hier muss ein Teilstück umgangen werden. Der Weg über den Eisensteg ist beschildert.
Bahnhof Alguazas Molina.
Am westlichen Ortsrand von Alguazas trifft man wieder auf den Bahndamm. Der folgende Wegabschnit ist in schlechtem Zustand (4,5 km)
Die Badlands mit ihrem hellen Boden aus Sand und Gips kündigen sich an. Erst am folgenden Rastplatz etwa bei Kilometer 17 ist die Strecke wieder in gutem Zustand.
Der Wächter der Badlands?
Bis kurz vor Campos del Río bleibt der Radweg auf der Trasse. Noch vor dem Ort muss ein kurzes Wegstück umfahren werden. Dieser Abschnitt ist in schlechtem Zustand (2016). Auch im Ort ist die Trasse überbaut. Eine Umgehung führt bergauf und wieder steil hinab auf die Trasse, man kann aber auch das kurze Stück auf der Straße fahren (Autoverkehr!). Danach fährt man bis Mula ohne große Mühe wieder auf der ausgebauten Bahnstrecke.
Auf dem neu ausgebauten Teilstück geht es zügig in Richtung Campos del Río. Die karge, bizarre Landschaft begleitet den Radweg. Wo der Boden bewässert wird, ragen grüne Inseln aus der Wüste, fast wie Oasen.
Die verlassenen Gebäude des Bahnhofs von Campos del Río mit ihren farbigen Verzierungen bilden einen hübschen Kontrast zur kargen Landschaft.
Bis zum Ort sind es 3,5 km. Noch ein kurzes Stück gut ausgebaute Trasse, dann endet der Radweg an einer Umfahrung. Ein holpriger Weg führt im Zickzack zur Straße.
Mitten im Kreisel steht eine alte Lok - eine Kleindiesellok von Badoni
Die Qualität der Umgehung für Radler und Fußgänger ist miserabel - auf dem Randstreifen geht es leichter - aber Achtung vor dem Autoverkehr! Nur 350 m vom Kreisel biegt ein Feldweg rechts ab (Wegweiser), eine Rampe führt hinauf auf die Trasse.
Die erste Hürde ist geschafft, ein breiter Radweg führt in den Ort. Die Umfahrung biegt bereits am Ortseingang nach rechts ab den Berg hinauf (Wegweiser).
Wer zum alten Bahnhof will oder eine Pause in einer der Bars einlegen will, muss geradeaus ins "Zentrum" fahren. Mitten auf dem Platz steht das schmucke Bahnhofsgebäude.
Auch die "Palmenallee im Ort ist sehenswert.
Auf der Bahnhofsstraße hinab und rechts ab auf die Avenida Juan Carlos (motorisierter Verkehr!). Nach 700 m nochmals rechts abbiegen und die Rampe hinauf. Nun ist auch die 2. Umfahrung geschafft. Die offzielle Umfahrung über die Bergstrecke ist beschwerlicher, besonders in Gegenrichtung (steiler Anstieg!). Eine lange Gerade auf dem Bahndamm schließt sich an.
An einem großen Sammelbecken vorbei, dann folgt das erste große Viadukt: Cañada de los Ojos - über die "Augenschlucht"
5 Bögen, 114 m lang, 26 m über der Talsohle.
Nur 800 m weiter das nächste Viadukt, viel kürzer: 2 Bögen, 95 m lang - Viaducto "Rambla de Belén". Blick in die Schlucht, eine wilde Landschaft.
Vorbei am Bahnhof Albudeite, nördlich des Ortes. Dann wieder auf die schnurgerade Strecke.
Viaducto Moro de Carrizal, 134 m lang, 5 Bögen.
Blick in den grünen Barranco.
Zerfurchte Landschaft.
Ankunft am Bahnhof Baños de Mula - mit ehemaligem Toilettenhäuschen und Graffiti.
weiter
Vom Bahnhof aus folgt man den Wegweisern in westlicher Richtung (Mula/ Caravaca). Die Landschaft am Río Mula ist von tiefen Schluchten zerfurcht.
Die Rambla de Perea wird von einem großen Viadukt überspannt, dem größten Viadukt der Strecke: 160 m lang, 38 m hoch, 6 Bögen.
Von hier aus hat man einen tollen Blick.
Nach dem Viadukt geht es durch einen tiefen Einschnitt. Die Fahrbahn ist von Traktorreifen zerfurcht. Links von der Strecke auf dem Tafelberg die Burgruine von Alcalá (Fortaleza de Alcalá).
Die Autobahn wird durch einen Tunnel unterquert, dann muss noch die C-415a überquert werden: Cruce peligroso - gefährliche Kreuzung! Der Bahnhof von La Puebla de Mula liegt versteckt hinter Bäumen.
Der Rio Mula wird auf einem weiteren großen Viadukt überquert (150 m lang, 6 Bögen) . Der Ort Mula mit seiner Burg kommt in Sichtweite.
La Casa de la Sultana entstand erst Ende des 19. Jahrhunderts, dennoch ein schöner Anblick! An der Straßenkreuzung doch besser Stoppen!
In Mula wurde 2016 noch am Radweg gearbeitet. Es gibt zwei Möglichkeiten zur Weiterfahrt: durch den Ort oder weiter entlang der Umgehungsstraße. In Zukunft werden die Wegweiser helfen, die hier noch verdeckt sind.
Am Kreisel der Carretera de Pliego (Umgehungsstraße, C-415) hat man eine (unechte) Lok aufgestellt. 800 m weiter westlich biegt die Vía Verde nach links ab auf die Trasse. Die Höhenschleife beginnt.
In einem großen Bogen erreicht man wieder die C-415: hier, noch vor dem ehemaligen Bahnwärterhäuschen, links abbiegen! Nach 100 m muss die Straße überquert werden.
Auf der anderen Straßenseite beginnt der Neubauabschnitt (2016). Ein kurzes Stück der Trasse ist überbaut, aber nach 450 m führt eine Rampe hinauf auf die Trasse. Mühelos gewinnt man an Höhe.
Fast fertig, aber noch nicht offiziell eröffnet (04/2016).
Vor El Niño erreicht die Schleife zum 2. mal die Straße. Der Haltepunkt mit einem kleinen Rastplatz liegt gleich gegenüber.
Die Kapelle Santuario El Niño etwas weiter oben am Berg. Der 2. Tunnel liegt vor uns (ca. 70 m lang).
Dahinter gleich der nächste (noch etwas kürzer) und ein tiefer Einschnitt.
Die Landschaft verändert sich, die Bergregion beginnt: Schroffe Felsen und Pinienwälder bestimmen das Bild. Wasserkanäle führen das Wasser von hier aus zu den Feldern in der Ebene.
Mit nur geringer Steigung führt der Radweg weiter hinauf in die Berge. Wasserkanäle begleiten die Strecke.
Der 4. Tunnel kommt in Sicht - nicht beleuchtet, aber das Ende ist bereits zu sehen (ca. 200 m lang).
Vorbei an großen Wassersammelbecken für die Bewässerung der Plantagen. Schon naht der 5. Tunnel, etwas kürzer als der vorherige (ca. 100 m).
Der Bahnhof La Luz ist erreicht. Er wurde als Herberge ausgebaut (Reservierung Tel. Nr. auf einer Tafel am Gebäude).
vorher (2006) - nachher (2016) - "10 years after.."
Über ein großes Viadukt mit acht Bögen (130 m) wird der Rio Mula überquert. Der ständig wasserführende Fluss sorgt für ausreichende Bewässerung für die landwirtschaftliche Nutzung: Obst- und Weinanbau
Hier, in der Hochebene, wachsen vor allem Mandelbäume und Weintrauben.
Zentrum der Region ist Bullas (12.000 Einw.). Hier ist die Bahntrasse überbaut, der alte Bahnhof nicht mehr aufzufinden. Die Beschilderung führt die Radler am südlichen Ortsrand vorbei (Richtung Friedhof/Cementerio) , dann zügig bergab unter der RM-15 (Autovia del Noroeste) hindurch.
Bullas ist der höchste Punkt der Strecke, von hier aus hat man einen weiten Blick über die Landschaft.
An der Kreuzung mit der Straße nach Chaparral, an einem kleinen Rastplatz, erreicht man wieder die ausgebaute Bahntrasse. Auf dem halbseitig asphaltieren Radweg beginnt eine tolle Talfahrt.
Vorbei an einem Meer von blühenden Bäumen nähert man sich einem felsigen Durchbruch.
Die Landschaft ändert sich abrupt, man fährt durch ein ausgedehntes Waldgebiet. Acht Bögen hat das Viadukt über den Arroyo Burete.
Noch einmal ein felsiger Abschnitt. In dieser Region wird der rote Marmor von Cehegín abgebaut. Die Ausgrabungsstädte der römisch-westgotischen Stadt Begastri liegt direkt neben der Strecke.
Die Gemäuer der alten Stadt liegen auf einem Hügel über dem Río Quipar, einem Nebenfluss des Río Segura. Die schön gemauerte Brücke verdient einen kurzen Stopp.
Die futuristisch anmutenden Gemäuer alter Industieanlagen kündigen das Bahnhofsgelände von Cehegín an. Der alte Bahnhof wurde nochmals renoviert und beherbergt u.a. ein Restaurant.
Das Bahnhofsgebäude: 2006 ... und .. 2016
Die Wegweiser führen durch den Ort und weiter nach Caravaca. Weniger schön: die Klappsperre auf der Fahrbahn.
Bei Kilometer 43,5 der 6. und letzte Tunnel, ca 260 m lang und beleuchtet!
Noch ein schönes Viadukt, über den Río Argos und dann der letzte, tiefe Einschnitt.
Hier lauern die Wächter. Einfahrt in die Stadt Caravaca de la Cruz
Aus dem Bahnhof wurde eine Herberge für Pilger. Ende der Vía Verde del Noroeste!
Über der Stadt erhebt sich die Burg Vera Cruz.
© Copyright Karl und Alexander Schlemmer 2005-2024
Datenschutzerklärung - Impressum - Systeminfo
Seite zuletzt geändert am 14.06.2020