Von Soria nach Hontoria del Pinar - Vía Verde del Ferrocarril Santander-Mediterráneo, Tramo Soria - Cojóbar
Die Beschreibung dieses Abschnitts erfolgt von Süd nach Nord!
Der südöstliche Abschnitt der stillgelegten Bahnstrecke des "Santander-Mediterráneo" war im Jahr 2018 auf einer Länge von 66,8 km zwischen der Provinzhauptstadt Soria und Hontoria del Pinar als Vía Verde ausgebaut. Der kleine Ort Hontoria del Pinar (ca. 700 Einw.) liegt 38 Bahnkilometer vom Ende des ausgebauten Abschnitts von Burgos nach Cascajares entfernt. Dieser Teil der Bahnstrecke ist noch nicht befahrbar, so dass es sinnvoll erscheint, als Startpunkt für die Befahrung der Vía Verde die Stadt Soria zu wählen.
Die Befahrung der Via Verde in beide Richtungen beträgt gut 133 km, eine Hin- oder Rückfahrt mit dem Linienbus ist möglich. Allerdings muss hierzu des Fahrrad z.B. mit Plastiksäcken verpackt werden, und die spärlichen Abfahrtszeiten können recht ungünstig liegen. Am besten fragt man am Busbahnhof von Soria.(Estacion de Autobuses de Soria, Avenida Valladolid, 40).
Soria liegt am Río Duero in einer Höhe von 1063 m ü.NN. und hat einige Sehenswürdigkeiten zu bieten. Dennoch geht es hier eher beschaulich zu, der Tourismus ist sehr zurückhaltend. Soria, die zweitkleinste Provinzhauptstadt Spaniens, ist auch Standort eines Campus der Universität Valladolid und verfügt über einen Eisenbahnanschluss nach Madrid.
Die Altstadt von Soria - Plaza Mayor
Die Region ist dünn besiedelt (8,6 Einw./qkm), insgesamt ca. 90.000 Einwohner leben in dieser Provinz, davon ca. 40 % in der Stadt selbst. Die Geschichte von Soria reicht zurück bis in die Broncezeit, die Überreste einer Burg (ursprünglich 9. Jhd., zerstört Anfang 19. Jhd.) befinden sich auf einem 1111 m hohen Hügel, den der Fluss Duero umfließt (Cerro del Castillo). Heute befindet sich hier ein Hotel der Parador Kette, benannt nach dem Lyriker Antonio Machado, der kurze Zeit in der Stadt gelebt und gewirkt hat. Vom Burghügel mit seinem Park hat man eine tolle Aussicht über die Stadt, zu den Bergen der Region und hinab zu den Flüssen Golmayo und Duero, die sich tief in die Landschaft eingegraben haben.
Die Epoche der Eisenbahn begann in Soria vor etwa 125 Jahren, im Jahr 1892 , als der erste Zug der Linie Torralba - Soria am damaligen Bahnhof San Francisco eintraf. Damals wurde der Fluss Golmayo auf einem imposanten Eisenviadukt aus einer belgischen Schmiede überquert. Mit dem Bau des neuen, heute noch aktiven Bahnhofs Soria-Cañuelo und dem Bau eines Viaduktes aus Beton wurde das alte Viadukt überflüssig, der Bahnhof und das Eisenviadukt wurden abgerissen.
Brücke Carlos IV und das Betonviadukt der Eisenbahnstrecke (Madrid) - Torralba - Soria
Eines der großen Projekte der spanischen Bahntrassenradwege (Vías Verdes) ist der Ausbau der strategisch bedeutsamen Bahnstrecke von Santander am Atlantik nach Valencia am Mittelmeer, genannt Ferrocarril Santander-Mediterráneo (V.V. FC. Santander-Mediterráneo). Die Planung der Bahnlinie des Santander-Mediterráneo nahm ihren Anfang im Jahre 1879, der Ausbau begann aber erst im Jahre 1925. In 6 Abschnitten wurde die Strecke zwischen Calatayud und Cidad-Dosante zwischen 1927 und 1930 fertiggestellt. Letztlich fehlte nur noch ein kurzer Abschnitt auf der Nordseite der Spanischen Cordillere zwischen dem Nordportal des Tunnels von Engaña und dem Hafen von Santander. Von 1930 bis zum Ende des Spanischen Bürgerkriegs ruhten die Arbeiten, und als im Jahr 1959 nur noch 63 km der allerdings komplizierten Strecke hinab zum Atlantik fehlten, wurden die Arbeiten wieder eingestellt. Von den 31 projektierten Tunneln dieses 63 km langen Abschnitts bis zum Nordportal des fast 7 km langen Túnel de la Engaña waren nur 6 Tunnel fertiggestellt, als das Ende für den Weiterbau kam.
Die Stilllegung des aktiven Teils der Bahnstrecke begann abschnittsweise schon ab 1966, es folgten Schließungen in den 1980er Jahren. Die endgültige Stilllegung erfolgte 1995, bis auf einige kurze Abschnitte, die aus strategisch-militärischen Gründen aktiv blieben. Der Abbau der Gleise begann im nördlichen Abschnitt der Provinz Burgos im Jahr 2003.
Der Beginn des Radwegs ist schwer zu finden, es gibt in der Stadt keine Beschilderung (2018). Man kann sich aber an der Lage des Bahnhofs orientieren, der sich am südwestlichen Stadtrand von Soria befindet.
Vom Bahnhof aus gibt es keinen direkten Zugang zum Startpunkt! Man muss nordwestlich die Calle Saavedra stadtauswärts fahren und nach ca. 600m links in die Calle Segovia abbiegen. Man folgt der Straße durch das Neubaugebiet (Calvario), bis die Straße in die Avenida Europa übergeht. Dort am südwestlichsten Punkt steht eine Infotafel. Ein kurzer Weg hinab zum Radweg auf der Trasse. Der Beginn des Radwegs ist nur 500 m Luftlinie vom Bahnhof entfernt, allerdings auf der anderen Gleisseite. Der Zugang durch das Bahngelände ist gesperrt. Die Anfahrt vom Bahnhof aus beträgt 2,1 km.Von der Innenstadt Soria aus kann man auf den grünen Radwegen Richtung Universitätscampus fahren. So gelangt man in die Nähe des Bahnhofs.
Seit der alte Bahnhof Soria - San Francisco abgerissen wurde, ist Soria-Cañuelo ein Sackbahnhof. Hier stehen die Züge, die vier mal am Tag Richtung Madrid fahren zur Abfahrt bereit (Linea Soria-TorralbaStand 2018).
Die Züge der Linie Soria Torralba - Madrid überqueren den Río Golmayo auf dem großen Betonviadukt.
Der Santander-Mediterráneo Richtung Calatayud verließ Soria in östlicher Richtung und überquerte den Rio Duero auf einer Eisenbrücke. Die Bahntrasse westlich des Bahnhofs liegt brach. Hier ist kein Durchgang möglich.
Durch das Neubaugebiet westlich der Calle Saavedra erreicht man dort, wo die Avenida Europa eine Kehrtwendung macht, die ersten Wegweiser zum Radweg. Der ist von hier nur ein paar Meter weiter unterhalb schon zu sehen. An dem kleinen Rastplatz neben der Trasse beginnt der Ausbau Richtung Burgos. Wir befinden uns bei Bahnkilometer 96 (von Calatayud aus).
Der erste Abschnitt des Radwegs nach Abejar (30,6 km) beginnt. Vorsicht an den "unvermeidlichen" Pfostensperren!.
Ein erster felsiger Einschnitt, gefolgt von einer breiten Straßenbrücke über die Umgehungsstraße bereits nach wenigen 100 Metern.
Die Kilometrierung des Radwegs zählt von Soria aus rückwärts. Einige Verkehrszeichen der Eisenbahn sind erhalten geblieben.
Vorbei an der Kläranlage, dann unter den Brücken durch. Stark befestigte Felswände am Rande der Trasse, der Abzweig in den Ort Golmayo wird passiert.
Im Weidegebiet der "Dehesa de Golmayo" laufen die Kühe frei herum. Vorsicht am Gitterrost! Die Tiere beobachten uns skeptisch.
Der mächtige Felsklotz des Pico Frentes (1382 m) rückt näher. An seinem Fuß entspringt der Río Golmayo, der nach 12 km in Soria in den Duero mündet.
Haltepunkt Toledillo, hier gibt es etwas Schatten - oder Schutz vor Regen?.
Von hier aus blickt man gen Norden zu den höchsten Bergen der Sierra de la Demanda (2271 m), die man auch auf einer Via Verde erfahren kann.
Die langen Geraden und der lose Splitt erfordern Durchhaltevermögen. Blick zurück: Ein großes A ist das Zeichen für einen Haltepunkt: Apeadero.
In Ocenilla gibt es einen Rastplatz - leider ohne Schatten oder Schutzhütte. Der Bahnhof Cidones taucht auf.
Ein wütender Hund bewacht die Ruine. Der nächste Haltepunkt - Herreros - ist zumindes restauriert..
Die dichte, grüne Vegetation erscheint merkwürdig in dieser Dehesa, aber der große Stausee des Duero, Embalse de la Cuerda del Pozo, liegt nur 2 km Luftlinie entfernt. In der Ferne erkennt man schon den Ort Abejar, Ziel der ersten Etappe.
Am Bahnübergang an der Straße nach Abejar ist ein Bahnwärterhäuschen erhalten geblieben. Diese Stellvorrichtung ist aber doch etwas in die Jahre gekommen.
Einfahrt in den Bahnhof von Abejar. Auf dem langen Bahnsteig ist ein Rastplatz entstanden. Das stattliche Bahnhofsgebäude in der üblichen Bauweise dieser Bahnstrecke ist leider eine vermauerte Ruine.
Bahnkilometer 126,981, Hier beginnt der zweite Teil des Radwegs Noch 26,9 Kilometer nach San Leonardo, nahe der Provinzgrenze zu Burgos. Die Kilometrierung des Radweges zählt nun verwirrenderweise wieder rückwärts, Kilometer Null befindet sich direkt am Bahnhof von San Leonardo de Yagüe, 4,9 km von der Provinzgrenze entfernt.
Der nächste Abschnitt führt uns durch das Waldgebiet der Comarca de Pinares, zwischen den Provinzen Soria und Burgos. Es handelt sich um eine Region von mehr als 1200 Quadratkilometern in einer Höhe von über 1200 m, geprägt von dichtem Waldbewuchs, meist Kiefern (Pinos). Die dünn besiedelte Region besteht aus 23 Ortschaften, die Einwohnerdichte beträgt ca 12 Personen pro qkm.
Der Abschnitt beginnt am Bahnhof Abejar, die Kilometrierung zählt rückwärts von 26,9 km zum Kilometer Null am Bahnhof San Leonardo de Yagüe. Von dort aus sind es noch 4,9 km zur Provinzgrenze Soria - Burgos bzw. 8,9 km zum Bahnhof Hontoria del Pinar, dem Ausbaunde (2018). In diesem Abschnitt haben wir keine Kilometrierung für den Radweg gefunden, aber die Hektometersteine der Bahnlinie zeigen Kilometer 162,9 an der fehlenden Straßenbrücke in Hontoria (Ausbau-Ende). Bei Abejar beginnen die ausgedehnten Kiefernwälder der Comarca de Pinares, die sich über die Provinzgrenze zwischen Soria und Burgos erstrecken. Größter Ort an der Bahnstrecke ist San Leonardo de Yagüe mit etwa 2000 Einwohnern. Der alte Bahnhof von Hontoria del Pinar liegt am südlichen Ortsrand und wird als (Jugend)-Herberge genutzt. Nur ein kurzes Stück nach dem Bahnhofsgelände., an einer ehemaligen Brücke über die Ortsstraße, endete 2018 der Ausbau der Bahntrasse. Es folgen 38 Kilometer Bahnstrecke, deren Ausbau bis Ende 2020 geplant ist.
Nach dem Rastplatz am Bahnhof Abéjar liegt eine schier endlose Ebene vor dem Radler. Die Fahrbahn aus lockerem Splitt fordert kräftigen Einsatz der Beinmuskeln. Am Horizont erscheinen die nächten Berggruppen.
Der Bahnhof Cabrejas del Pinar (der Name ist ein Zwitter von Cabra und Oveja - Ziege und Schaf), nur noch eine Ruine.
Die mächtige Kirche der Eremita de La Blanca (1798) ist drei Kilometer vom Ort Cabrejas (ca. 350 Einw.) entfernt.
Jenseits der N-234 erreicht man das ausgedehnte Waldgebiet der Comarca de Pinares.
Am ehemaligen Bahnhof von Pinar Grande gibt es einen Rastplatz. Das Bahnhofsgebäude ist verfallen, aber die Reste der Verladeeinrichtungen zeugen von der ehemaligen Bedeutung für die Forstwirtschaft der Region.
Hier lässt es sich im Schatten der großen Pinie auch im Sommer aushalten.
Etwa 1/2 Kilometer vor dem Bahnhof Navaleno kreuzt der Radweg eine kleine Straße (So-P 6002). Dort liegen noch die Gleise. Ein kurzer Abschnitt muss umfahren werden (0,75 km). Der Bahnhof von Navaleno steht auf Privatgelände, das Bahnhofsgebäude (priv. Wohnhaus) wurde restauriert, und auch die Gepäckhalle ist gut erhalten.
Danach geht es wieder auf die Trasse.
Schroffe Felsformationen begrenzen den Radweg.
In einem weiteren Abschnitt liegen noch die Gleise. Hier wurden 1965 Teile des Films Dr. Schiwago gedreht: Die Pinienwälder Spaniens ersetzten die Landschaft Russlands, die Sierra de Moncayo den Ural. Eine Informationstafel beschreibt das Szenario. Der Radweg folgt den Gleisen, die vom Gras überwuchert werden.
Ein altes Signal steht gut erhalten am Rande der Strecke (Westinghouse, London).
Einfahrt in den Bahnhof von San Leonardo de Yagüe.
Auf das Navi ist Verlass: 1049,6 m über dem Meeresspiegel
Kilometer Null dieses Abschnitts (?), noch 4,8 km zur Provinzgrenze Soria/Burgos, bzw. 9,2 km zum Ausbauende.
Bei der Ausfahrt noch ein Signal und ein Ausblick zur Ruine des stark befestigten Fort.
Durch einen tiefen Einschnitt, dann passiert man die Grenze der Provinzen. Eine breite Brücke führt über die Nationalstraße.
Nach einer langen Geaden kommt der Bahnhof von Hontoria del Pinar in Sichtweite. Ein hübsches Gebäude, das als Herberge dient.
Sogar die alten Stellvorrichtungen sind noch vorhanden.
"Ende im Gelände": Bahnkilometer 162,9
Hier war wohl einmal eine Brücke über die Ortsstraße, die Fundamente sind noch vorhanden. Eine Treppe aus Bahnschwellen führt von der Trasse hinab.in den Ort.
In Hontoria besteht die Option zu einer Wanderung in den Canyon del Río Lobos mit seinen schroffen Felsformationen, ständig bewacht von den Geiern (Buitre Leonado). Noch fehlt der Anschluss Richtung Burgos auf der Bahntrasse. Die Strecke zurück nach Soria beträgt 66,4 km. Es gibt eine Busverbindung, Fahrräder werden aber nur verpackt (auch in blauen Müllbeuteln (!) mitgenommen, soweit Platz vorhanden ist.
Wem dann die Beine noch nicht weh tun, der kann in Soria den romantischen Weg am Duero (Senda del Duero) entlang spazieren..
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Seite zuletzt geändert am 18.09.2022